Gefhlsbaden in der Filmstadt - SV Babelsberg 03 erhlt 11FREUNDE

Die Bombe in der Filmstadt ging an einem Montag hoch. Vereinsprsident Rainer Speer verkndete am 23. Mai 2011, dass der SV Babelsberg 03 die Lizenz fr die kommende Drittliga-Saison nicht erhalten wrde. Eine Lcke im Etat, etwa 1,4 Millionen Euro, belastete den Verein. berlebenschancen? Gleich Null. Zu viele wichtige Sponsoren waren in Folge der skandalsen

Die Bombe in der Film­stadt ging an einem Montag hoch. Ver­eins­prä­si­dent Rainer Speer ver­kün­dete am 23. Mai 2011, dass der SV Babels­berg 03 die Lizenz für die kom­mende Dritt­liga-Saison nicht erhalten würde. Eine Lücke im Etat, etwa 1,4 Mil­lionen Euro, belas­tete den Verein. Über­le­bens­chancen? Gleich Null. Zu viele wich­tige Spon­soren waren in Folge der skan­da­lösen Ent­wick­lungen der letzten Monate abge­sprungen. Zur Erklä­rung: Speer hatte zwei Dekaden lang die Politik Bran­den­burgs geprägt und arbei­tete unter Mat­thias Platzeck als Finanz- und Innen­mi­nister. Doch im Sep­tember 2010 musste der SPD-Mann wegen eines öffent­li­chen Skan­dals von seinen poli­ti­schen Ämtern zurück­treten. Es war bekannt geworden, dass Speer den Unter­halt für ein unehe­li­ches Kind nicht regel­mäßig gezahlt und statt­dessen der Staat anfäl­lige Kosten über­nommen hatte.

Vor­stand pro­vo­ziert die Fans

Die treuen Anhänger rund um das ehr­wür­dige Karl-Lieb­knecht-Sta­dion, das viele Besu­cher durch seinen anti­quierten Zustand in Erin­ne­rungen ver­gan­gener Fuß­ball­tage schwelgen lässt, reagierten geschockt. Nicht schon wieder ein Zwangs­ab­stieg wie vor acht Jahren. Damals träumte man nach einem über­ra­schenden Auf­stieg in die Zweite Bun­des­liga für kurze Zeit vom ganz großen Fuß­ball, lebte über den eigenen Ver­hält­nissen, been­dete die Spiel­zeit 2002/2003 schließ­lich als rote Laterne und stürzte sport­lich sowie finan­ziell ins Nie­mands­land. Auf Grund eines Insol­venz­ver­fah­rens wurde Babels­berg sei­ner­zeit bis in die Ober­liga durch­ge­reicht. Mühe­voll war es danach gelungen, sich wieder bis in den bezahlten Fuß­ball hoch zu kämpfen. Und nun die zweite Pleite binnen zehn Jahre?

Die Stadt Potsdam stellte nach Speers Hiobs­bot­schaft vom 23. Mai 2011 zwar einen Zuschuss zur Ret­tung in Aus­sicht, dieser war jedoch an die For­de­rung nach mehr Trans­pa­renz im Klub geknüpft. Und genau das machte die Fans ratlos: Mehr Trans­pa­renz? Mit dieser Füh­rung? Nie­mals. Die Tole­ranz­grenze war end­gültig erreicht. Denn Que­relen mit den Ver­ant­wort­li­chen gab es auch schon vor der finan­zi­ellen Offen­ba­rung. Wir fühlten uns schon länger über­gangen. Vor allem eine Aktion des Vor­stands vor der Partie gegen Dresden sorgte für viel Unmut“, sagt Roman Bött­scher und streicht sich über die Dre­ad­locks. Er ist seit 2003 im Fan-Beirat tätig und ent­rüstet sich wie viele andere Anhänger zuvor,über den Vor­schlag der Klub­ver­ant­wort­li­chen, zwei für Heim­fans vor­ge­se­hene Blöcke den ange­reisten Dynamo-Fans zu über­lassen. So macht man sich beim St. Pauli des Ostens“ eben keine Freunde.

Über­le­bens­kampf ent­facht Euphorie

Auf den Schock­zu­stand folgte sogleich krea­tiver Taten­drang. Am 24. Mai 2011 begannen die Fans ihren Auf­stand zu orga­ni­sieren. Ein Neu­be­ginn frei von Filz und Kor­rup­tion“ war das Ziel. Unter dem Motto Bekenne Farbe für die Sport­stadt“ zogen hun­derte Demons­tranten durch die Straßen Babels­bergs und for­derten die Abdan­kung der unbe­liebten Füh­rungs­riege. Alles was in ret­tende Euro ver­setzt werden konnte, wurde ver­kloppt: Grillen für 03. Saufen für 03. Pfand­fla­schen sam­meln für 03. Haare fallen für 03“. Der Rasen des geliebten Karli“ wurde geteilt und wie Pizza-Stücke ver­kauft. Spieler ver­stei­gerten legen­däre Auf­stiegs­tri­kots. Die SVB 03-Fan­bürg­schaft 1000+x für SV Babels­berg 03“ wurde ins Leben gerufen, mit der die ein­ge­fleischten 03er“ durch pri­vate Zuschüsse zur Ret­tung bei­tragen konnten. Mög­liche Gefahr einer Pri­vat­in­sol­venz? Egal, war doch für 03“: Die Euphorie kannte keine Grenzen, sie stieg von Tag zu Tag.

Am 27. Mai 2011 besetzten ein paar tap­fere Anhänger dann die Geschäfts­telle an der Karl-Lieb­knecht-Straße und ket­teten sich an das Ein­gangstor. Der Taten­drang sollte belohnt werden: Am 30. Mai 2011 traten Prä­si­dent Speer und Auf­sichts­rat­chef Peter Paff­hausen von ihren Ämtern zurück. Außerdem war es den Babels­ber­gern tat­säch­lich gelungen, inner­halb von nur einer Woche mehr als 100.000 Euro zu sam­meln. Was hier gerade pas­siert, ist unfassbar. Wir schaffen das Wunder“, sprach man sich bei jeder obli­ga­to­ri­schen Zusam­men­kunft nach den Spen­den­ak­tionen im Karli“ Mut zu.

Über­leben auf Pump

Schließ­lich über­nahm Kul­tur­un­ter­nehmer Thomas Bas­tian das sin­kenden Schiff und beschwörte den Zusam­men­halt im Klub: Wir müssen das Poten­zial heben und die fami­liäre Stim­mung im Karl-Lieb­knecht-Sta­dion för­dern und pflegen“. Doch die Zeit ver­rann, nur noch drei Tage. Am 1. Juni 2011 um 15:30 Uhr musste das Geld beim DFB sein. Es liefen Ver­hand­lungen über eine Bürg­schaft, doch auch Plan B, ein Neu­aufbau in der Ober­liga, wurde in Erwä­gung gezogen.

Dann war es end­lich geschafft: Am Vor­mittag des 1. Juni 2011 liegen sich hun­derte 03er, die gemeinsam vor dem Sta­dion auf die erlö­senden Worte gewartet hatten, in den Armen. Eine Bank stopfte die Etat-Lücke mit einer Bürg­schaft und sichert die Lizenz sowie den Ver­bleib in der 3. Liga. Jetzt heißt es die ent­fachte Euphorie mit in die neue Spiel­zeit zu nehmen: Wäh­rend den Fan-Aktionen in der letzten Woche war zu erkennen, wie viele Men­schen hier in Babels­berg tat­säch­lich mit dem Herzen am Verein hängen. Was für ein Poten­zial in allen steckt. Wir glauben an uns, die Mann­schaft und den neuen Vor­stand“, sagt Roman Bött­scher nach der Ret­tung, nimmt seine 03er“-Mütze ab und streicht sich mit der Hand über die Glatze. Seine geliebten Dre­ad­locks hat er bei einer Spen­den­ak­tion für 03“ geop­fert.

Die Ret­tung des SV Babels­berg 03 in der Bil­der­strecke!

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